Einige meiner Klienten erkennen in den gängigen Paarmodellen einen degenerativen Charakter und widersetzen sich. Sie haben es schwer, da sie Strukturen infrage stellen, die selbstverständlich und naturgegeben erscheinen. Sie suchen Gefährten. Keine Ehemänner oder -frauen und keine Partner. Gefährte. Dieser Begriff scheint stimmig. Der Gefährte ist frei und gibt frei. Gefährten spüren tiefe Verbundenheit und sind doch nicht gebunden. Sie spüren sich. Sie kennen sich. Die meisten Menschen spüren und kennen sich nicht, sie leben Modelle, die sie übernommen haben und laufen einem Bild von sich hinterher. Wer das nicht will, gilt sehr schnell als beziehungsunfähig, gescheitert. Gefährten haben keine Erwartungen aneinander. Sie nehmen die eigenen Bedürfnisse genauso ernst wie die des anderen. Sie muten Trennung zu, wenn Gemeinsamkeit nicht stimmig erscheint. Sie wissen, dass der andere dies nicht als Trennung erlebt, sondern als weitere Begebenheit im Leben. Leben als Perlenschnur von aneinandergereihten Begebenheiten. Gefährten wissen, dass der andere aus jeder Begebenheit lernen will. Sie wissen, dass der andere allein sein kann. Sie wissen, dass er Verantwortung übernimmt. Sie muten ihm äußere Trennung zu, wenn Gemeinsamkeit nicht stimmig erscheint und sind doch tief mit ihm verbunden. Wahre Gemeinsamkeit wiederum entsteht aus dem Moment. Dieser wird ausgekostet aber niemals herbeigeführt. Wahre Gemeinsamkeit als Geschenk des Lebens.
Es wurde das generische Maskulinum verwendet, um den Lesefluss nicht zu behindern. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass weibliche und andere Geschlechteridentitäten mit gemeint sind.