Ich sitze am Ufer mit Daunenjacke. Es ist März, später Nachmittag. Zwei Frauen entkleiden sich nicht weit entfernt bis auf den Bikini und tasten sich ins kalte Nass bis zum Hals, kreischend, wenn auch nur kurz. Dann wieder Ruhe. Drei Enten laut tönend und flatternd über unseren Köpfen. Dämmerung senkt sich, am gegenüberliegenden Ufer Lichter und leise Partymusik. Junge Leute. Ich ruhe tief in meinem Kern, im Zentrum meiner Seele. Neben mir der Gefährte. Wir kauen Nusszopf und unterhalten uns leise oder schweigen. Tiefe Verbundenheit mit allem ohne Bezogenheit. Ruhend und beobachtend sitze ich da. Kein innerer Aufruhr durch Bezogenheit oder Erwartungen. Stattdessen ruhende Akzeptanz. Bezogenheit schafft Fesseln, Verbundenheit macht frei. Die meiste Zeit meines Lebens lebte ich in Bezug zu anderen. Überall unsichtbare Fäden, das Gefühl Erwartungen erfüllen zu müssen. Enttäuschungen, wenn Erwartungen nicht erfüllt wurden. Bedürftigkeit überall. Die Bedürftigkeit ist nicht weg. Aber sie tut nicht mehr weh. Sie befindet sich draußen vor dem Tor der Seele. Innen ist Fülle und Frieden. Vor dem Tor gibt es nur Kampf, Ziehen und Zerren. Ich kenne das. Auch mit dem Gefährten. Immer mehr jedoch berühren sich zwei Seelen. Verbundenheit ohne Bezogenheit. Bezogenheit will, Verbundenheit ist.
Es wurde das generische Maskulinum verwendet, um den Lesefluss nicht zu behindern. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass weibliche und andere Geschlechteridentitäten mit gemeint sind.