Ein Boreout wird von einigen Wissenschaftlern als Burnout durch Entwicklungsmangel bezeichnet. Dem gegenüber steht das Burnout durch Überlastung – letzteres wird gemeinhin als Burnout bezeichnet. Ein Boreout kann sich entwickeln, wenn eines unserer Grundbedürfnisse, welches den Selbstwert betrifft (Schutz des Selbstwerts, Selbstwertsteigerung) über längere Zeit nicht mehr befriedigt werden kann. Betroffene fühlen sich dann nicht mehr kompetent und von anderen wertgeschätzt, sie können sich nicht weiterentwickeln und ihre Kompetenzen nicht mehr einsetzen.
Es gibt keine medizinische Definition beider Begriffe, d.h. es gibt keine psychiatrische Diagnose, die im medizinisch-therapeutischen Sinne gestellt werden könnte. Symptome, die von Betroffenen in einer Arzt- oder Psychotherapeutenpraxis genannt werden, sind im Falle eines Boreout Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Magenbeschwerden und häufige Infekte. Es muss dann eine genaue Diagnostik erfolgen. Sowohl eine körperliche als auch psychische Erkrankung muss abgeklärt werden, erst danach kann unter Einbezug des Lebenskontextes entschieden werden, ob es sich um ein Boreout handelt. Dieses kann zusätzlich zu einer medizinischen Diagnose bestehen oder aber auch alleine auftreten. Die Einschätzung, ob es sich um ein Boreout handelt oder nicht, ist oft nicht einfach, da die zugrunde liegende Langeweile in einer leistungsorientierten Gesellschaft nicht unbedingt wertschätzend bewertet und daher vom Betroffenen nicht sofort berichtet wird. Drei Faktoren müssen in starker Ausprägung gleichzeitig über einen längeren Zeitraum auftreten, um von einem Boreout sprechen zu können: Erstens Langeweile, ausgelöst durch monotone Arbeit oder Mangel an Arbeit und zweitens die damit eng zusammenhängende Unterforderung. Drittens Desinteresse. Gemeint ist hier das mangelnde persönliche Interesse an der Arbeit, welche dann natürlich nicht selbstwertstärkend und zur inneren Weiterentwicklung führen kann. Dies wirkt sich u.a. auf die Leistungsmotivation aus. Arbeit wird vermieden, was jedoch verheimlicht wird. Da die gravierende Unzufriedenheit nicht kommuniziert wird, kommt es in der Folge zu einem Teufelskreis, der die Boreout-Symptomatik immer weiter verstärkt.
Betroffene müssen ihr Boreout ernst nehmen, was jedoch oft nicht der Fall ist. Gesellschaftlich anerkannt ist der Begriff Burnout, nicht der Begriff Boreout. Daher kann es Sinn machen, das Boreout als Burnout durch Mangel an Entwicklung zu identifizieren. Betroffenen wird so deutlich, dass sie ernst zu nehmende Symptome haben. Auch kann ein Burnout und damit auch Boreout in eine psychische Erkrankung wie Depression übergehen. Schon aus diesem Grund sollte es ernst genommen werden. Die Entwicklung eines Boreouts ist ein längerer, schleichender und unbemerkter innerer Prozess, in dem eigene Bedürfnisse und Intentionen ignoriert wurden. Verstärkt wird dieser Prozess dann, wenn Betroffene der irrigen Meinung verfallen, es sei schlau, nichts zu tun zu haben, i.S. von „dann kann ich private Dinge in der Arbeitszeit erledigen“. Langfristig können Betroffene daraus jedoch keinen Mehrwert schöpfen, da das Bedürfnis nach Anerkennung, Selbstwertsteigerung und Weiterentwicklung ignoriert wird. Es geht also letztlich darum, sich selbst mit seinen Bedürfnissen ernst zu nehmen.
Eine Entwicklungsaufgabe, der wir uns gewachsen fühlen und die uns gleichzeitig wachsen lässt, löst positiven Stress aus. Wir fühlen uns voller Energie, sind leistungsfähig und konzentriert bei der Sache. Und das wichtigste: Wir entwickeln uns weiter. Dies kann eine innere Weiterentwicklung sein, etwa eine neue Erkenntnis, aber auch eine äußere wie z.B. eine Beförderung. Am besten wäre eine Tätigkeit, die auch für die Freizeit vorstellbar und für die eine intrinsische Motivation entwickelt werden kann. So gesehen scheint tatsächlich ein Berufswechsel manchmal die einzige Möglichkeit und ist es auch teilweise. Da Betroffene jedoch in passiven Vermeidungsstrategien wie z.B. beschäftigt zu wirken, obwohl das nicht der Fall ist, gefangen sind, sollte zunächst zu aktiven Bewältigungsstrategien gewechselt werden. Dies heißt insbesondere das Gespräch v.a. mit Vorgesetzten zu suchen. Möglicherweise benötigen Betroffene im besten Fall lediglich die Hilfe von Vorgesetzten oder ein Kommunikationscoaching. Schwieriger gestaltet es sich, wenn Müdigkeit, Erschöpfung und Gereiztheit bereits starke Ausmaße angenommen haben, sodass der Zugang zum eigenen Inneren blockiert ist. Dann kann es helfen, die Blockaden mithilfe einer in Beratung, Coaching oder Psychotherapie ausgebildeten Person zu lösen. Der Zugang zu den eigenen Intentionen und Bedürfnissen muss gleich einer verschütteten Quelle freigelegt werden. Die Kraft der Intuition, die ein Wegweiser in Richtung erfüllende und sinnvolle Entwicklungsaufgaben in diesem Leben (und möglicherweise sogar beim jetzigen Arbeitgeber!) sein kann, muss (wieder-)entdeckt werden. Möglicherweise benötigen Betroffene Unterstützung darin, dass sie erkennen können, dass das Leben mehr für uns bereithält, als Zeit (pfiffig) totzuschlagen.